Menü Schliessen
 
Die Unternehmen
der WALTER FRIES Gruppe
WALTER FRIES Gruppe Kontakt
Eine Region(albank) bewegt die ganze Welt

Internationaler Bankenkrimi – wie der Kollaps der Silicon Valley Bank und die Übernahme der Credit Suisse auch unsere Finanzierungskosten beeinflusst

Mario Rüdel
21. März 2023 von Mario Rüdel
Internationaler Bankenkrimi – wie der Kollaps der Silicon Valley Bank und die Übernahme der Credit Suisse auch unsere Finanzierungskosten beeinflusst
 

Das Silicon Valley gilt seit Jahrzehnten als Inbegriff von technologischer Innovation und bahnbrechenden Entwicklungen. Es ist ein Ort, an dem Visionäre und Unternehmer zusammenkommen, um Ideen und Konzepte zu entwickeln, die unser Leben verändern können. Von der Erfindung des Personal Computers bis hin zur Entwicklung von Künstlicher Intelligenz und autonomen Fahrzeugen hat das Silicon Valley den Ton für technologische Fortschritte und neue Geschäftsmodelle gesetzt.

Oft hatte das Silicon Valley auch positive Auswirkungen auf unser Banken- und Finanzsystem. Neue Technologien und Methoden haben dazu beigetragen, den Finanzsektor effizienter und benutzerfreundlicher zu gestalten. Die Einführung von Fintech-Startups hat zu einer wachsenden Zahl von Finanzierungsmöglichkeiten für Verbraucher und Unternehmen geführt.

Es geht jedoch auch anders: Der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank (SVB), einer wichtigen Finanzinstitution für das Tal, hat nun einen deutlich negativen Einfluss auf unser Banken- und Finanzsystem.

Die Pleite der SVB hat die Finanzmärkte erschüttert und Sorgen vor einer neuen Finanzkrise aufkommen lassen. Es handelt sich hierbei um den größten Bankenkollaps seit der Finanzkrise 2008. Warum jedoch hat der Zusammenbruch eines auf Start-up-Finanzierung spezialisierten US-Kreditinstituts solch große Schockwellen ausgelöst?

Zum einen ist die Sensibilität an den Finanzmärkten aufgrund vieler vergangener Krisen sehr hoch. Die Corona-Krise und die Ukraine-Krise haben dazu beigetragen, dass die Anleger nervös sind. Zum anderen ist der Bankensektor eine Schlüsselbranche für das Wohl und Wehe der Gesamtwirtschaft. Daher hat der Zusammenbruch der SVB eine immense Bedeutung.

Die Schwierigkeit, mit der die SVB konfrontiert war, entstand durch die enormen Volumina eingesammelter kurzfristiger Kundeneinlagen, die sie in langfristigen Staatsanleihen geparkt hatte. Diese Fristentransformation wird ohne ein entsprechendes Risikomanagement und das Absichern der Zinsänderungsrisiken in Zeiten steigender Zinsen zum Problem: Einerseits erwarten Kunden eine höhere Verzinsung für ihr eingelegtes Geld, andererseits sind die Zinsen auf der eigenen Aktivseite gefixt. Mit der höheren Vergütung neu ausgegebener Anleihen, gehen Kursverluste der Altanleihen im eigenen Depot einher. Ein Umstand, der kein Problem darstellt, solange der Gläubiger, hier also die SVB, die Anleihe bis zum Fälligkeitstag halten und zum Nominal wieder zurückgeben kann.

Ziehen nun aber immer mehr Kunden ihr Geld ab und es kommt zum Bank Run steht die Bank vor der Situation, dass die Bank Liquidität bereitstellen muss. Kann sie sich dieses Geld nicht anderweitig leihen, muss sie ihre Anleihen verkaufen und die Kursverluste realisieren. Verluste und sinkende Eigenkapitalquote führen besonders in nervösen Märkten zu einer Vertrauenskrise und befeuern die Abwärtsspirale noch zusätzlich, sodass ein massiver Eingriff der Regierung und der Notenbank erforderlich wird.

Jedoch lässt sich daraus schließen, dass es sich hierbei um ein spezifisches Problem handelt, und nicht auf den gesamten US-Regionalbankensektor übertragbar ist. Trotzdem wird am Kapitalmarkt spekuliert welche Banken vergleichbare Risiken in den Büchern haben. Profiteure von dieser „Vertrauenskrise“ sind eher die großen Banken.

Rasche Zinsanhebungen haben in der Vergangenheit immer zu Krisen geführt

Die raschen Zinsanhebungen, insbesondere der Fed und der EZB, sind Ausdruck einer verfehlten Zentralbankpolitik über einen sehr langen Zeitraum. Die wirtschaftliche Stabilität hatte sich längst eingestellt, doch die Zentralbanken hatten das in der Zinspolitik nicht umgesetzt.

Mit der Ukraine-Krise und dem damit verbundenen Inflationsdruck ergab sich ein erhöhter Anpassungsbedarf. In Europa sind die Renditen der zehnjährigen Staatsanleihen von minus 0,5 Prozent auf plus 2,77 Prozent gestiegen und das in einem Zeitraum von etwa einem Jahr. In den USA ging es im selben Zeitraum von einem Prozent bis über vier Prozent. Ein immensens Zinsanhebungstempo insbesondere in der EZB-Historie.

Auswirkungen auf die Zinsmärkte

Es war klar, dass dies nicht ohne Konsequenzen bleiben konnte. Trotz noch hoher Inflationswerte wächst der Druck auf eine Mäßigung der Zinsanhebungspolitik der FED und EZB. Wahrscheinlich dürfte den Notenbanken die Stabilisierung des Bankensystems zunächst wichtiger erscheinen als die bisher stark forcierte Inflationsbekämpfung. Dies könnte kurzfristig zu weiteren Entlastungen am Anleihenmarkt führen. Mittelfristig werden die Konjunktur und Inflationsdaten wieder eine stärkere Rolle spielen.

Klar ist jedoch, dass mit diesen Zinserhöhungen sich deutlich erhöhte Finanzierungskosten, die insbesondere Geschäftsmodelle mit negativem Cashflow belasten, wie beispielsweise Start-ups, ergeben. Auch viele Investments am Immobilienmarkt rechnen sich nun nicht mehr so einfach. Hier sind weitere Turbulenzen nicht auszuschließen.

„Die großen Schatten der Lehmanpleite“

Die Sorgen vor einer neuen Finanzkrise gibt es, weil viele andere Banken ebenso wie die SVB langlaufende Staatsanleihen halten, deren Kurse wegen des Zinsanstiegs stark eingebrochen sind. Die rasanten Zinsanhebungen kamen für einige Marktteilnehmer überraschend. Sie sind mit hoher Wahrscheinlichkeit auch nicht überall angemessen abgesichert worden, sodass damit unrealisierte Verluste in den Bilanzen entstanden sind.

Die SVB-Pleite ist der größte Bankenkollaps seit dem Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman, der die Finanzkrise 2008 maßgeblich ausgelöst hat. Die US-Behörden reagierten schnell und konsequent und ergriffen die richtigen Maßnahmen, um die Gefahr einer Eskalation (Bank Run) einzudämmen. Zum einen geschah das mit einer unlimitierten Garantie für die privaten Einlagen. Eine weitere Maßnahme, die die US-Behörden ergriffen haben, ist die Schaffung eines speziellen Rettungsfonds für die SVB-Kunden. Dieser Fonds soll sicherstellen, dass die Einlagen der Kunden geschützt sind und die Geschäftsbeziehungen der betroffenen Unternehmen aufrechterhalten werden können. Die Behörden hoffen, dass diese Maßnahmen ausreichen werden, um die Auswirkungen des SVB-Kollapses zu begrenzen und ein Übergreifen auf andere Banken zu verhindern.

Dennoch bleibt die Situation angespannt, und es ist unklar, wie sich die Finanzmärkte in den kommenden Wochen und Monaten entwickeln werden. Die Gefahr ist nicht klein, dass die SVB-Pleite nur ein erstes Anzeichen für eine größere Krise sein könnte, die die Weltwirtschaft in den kommenden Jahren erschüttern wird. Die hohen Schuldenstände vieler Staaten und Unternehmen sowie die langsam wachsende Weltwirtschaft sind Faktoren, die das Risiko einer Krise erhöhen.

Die Ironie des Fall Credit Suisse

Wie nervös die Situation ist, zeigt auch der Fall Credit Suisse. Dabei entbehrt die Situation nicht einer gewissen Ironie, da 2007, als die Finanzkrise ausbrach, die Schweizer Bank UBS Opfer ihrer eigenen risikoreichen Expansionsstrategie auf dem amerikanischen Markt wurde. Der Staat und die Schweizerische Nationalbank mussten dem in Schwierigkeiten geratenen Bankenriesen helfen. Zum damaligen Zeitpunkt war die Situation der Credit Suisse wesentlich komfortabler.

Nun haben sich die Rollen verschoben: Die Schweizer Großbank UBS übernimmt jüngst den schwer angeschlagenen Konkurrenten Credit Suisse für gut drei Milliarden Euro. Die Schweizer Regierung sichert den Deal mit insgesamt rund 110 Milliarden Euro ab, die zur Begleichung von Verlusten und zur Sicherung der Liquidität bereitstehen. Die Größenordnung der Rettungsaktion dürfte auch für den Schweizer Steuerzahler eine heraufordernde sein. Nach der Übernahme wurde bekannt, dass Investoren in bestimmte eigenkapitalähnliche Anleihen (AT-1) ihren Einsatz im Nominalwert von 16 Milliarden Franken verlieren werden. Diese AT-1-Anleihen waren nach der Finanzkrise 2008 kreiert worden, um in einer Krise den Banken als Puffer zu dienen und zu verhindern, dass Ihre Eigenkapitalausstattung „hinwegschmilzt“.

Ansteckungsgefahren auch für deutsche Banken?

In den letzten Jahren hat die Finanzaufsicht in Deutschland die Vorschriften verschärft und die großen Institute eng kontrolliert, um Ansteckungsgefahren im Bankensystem zu vermeiden. Dies betrifft nicht nur die Anleiheportfolios, sondern auch die Derivate in den Büchern.

Dank der strikten Überwachung durch die Finanzaufsicht kann diese schneller ein Bild über die Positionierung der Banken und Versicherer bekommen, wodurch größere Lücken vermieden werden sollen.

Der permanente Austausch zwischen Instituten und Aufsicht unterscheidet sich deutlich von der Lehman-Pleite im Jahr 2008, wodurch eine höhere Transparenz und Schärfe der Aufsicht gewährleistet erscheint. Trotzdem bleiben Fragezeichen hinsichtlich der Ausmaße der Risiken. Es bestehen bei manchen Banken noch erhebliche Risiken durch Kreditausfälle bei sich verschlechternder Konjunktur. Ein Ansteckungsrisiko aus dem „SVB/CS“ Dilemma ist mittlerweile für alle Institute im Markt nicht auszuschließen. Es wächst das Misstrauen, dass auch andere Banken in der Krise stecken könnten. Der Markt versucht die Schwachstellen „auszuloten“. Hier stehen vor allem die Privatbanken besonders im Fokus.

Es gibt Grund zur Hoffnung - aber die Lage bleibt angespannt

Insgesamt zeigt der Kollaps der SVB und der Vertrauensverlust bei der Credit Suisse erneut, wie eng die Finanzmärkte heute miteinander verbunden sind und wie schnell sich eine Krise über den Globus ausbreiten kann.

Es zeigt, wie wichtig es ist, dass die Regierungen und Behörden weltweit zusammenarbeiten, um die Stabilität der Finanzmärkte zu gewährleisten und die Auswirkungen von Krisen auf die Realwirtschaft begrenzen. Dies geschah jüngst seitens der Notenbanken, die in gemeinsamer Abstimmung Liquiditätshilfen für das Bankensystem bereitstellten, um das ganze System zu stabilisieren.

Gleichzeitig wurden weitere schärfere Regulierungen angedeutet. Letztendlich gibt es hierzu wohl keine Alternative, um das Vertrauen in das Banksystem wiederherzustellen und die gefürchteten Bank Runs zu vermeiden.

Nur so kann eine nachhaltige und stabile Entwicklung der Weltwirtschaft gewährleistet werden, da das Bankensystem für die Notenbanken essenziell ist, um Ihre Geldmarktpolitik durchzusetzen.

Alles in allem ist dies vielleicht die gute Botschaft dieser aktuell schwierigen Situation und lässt hoffen.

Jetzt ist es wichtiger denn je, gut beraten zu sein. Gerne stehen wir für einen persönlichen Austausch zur Verfügung.

 

Beitrag teilen
Ihr Browser ist veraltet!

Aktualisieren Sie auf eine neuere Version, damit diese Website korrekt dargestellt wird. Browser jetzt aktualisieren

Bitte aktivieren Sie JavaScript

Um diese Webseite optimal darstellen und nutzen zu können, aktivieren Sie bitte in den Einstellungen Ihres Browsers JavaScript.