Menü Schliessen
 
Die Unternehmen
der WALTER FRIES Gruppe
WALTER FRIES Gruppe Kontakt
WALTER FRIES Gruppe

Vorausgeher im Portrait #2 | Jörg Giegerich

4. April 2019
Vorausgeher im Portrait #2 | Jörg Giegerich

In unserem Umfeld gibt es Vorausgeher – Menschen und Unternehmen, die Leuchttürme sind. Die nicht warten bis die Veränderungen unweigerlich vor der Haustüre stehen, sondern mutig neue Wege gehen, selbst aktiv werden um einen Beitrag für eine Welt zu leisten, die auch unseren Kindern Freude bereitet. Bewusst, eigenverantwortlich, nachhaltig, verbunden

Dieses Jahr möchten wir unserem Netzwerk diese Persönlichkeiten vorstellen. Dabei handelt es sich nicht immer um Unternehmer, denn wir finden, dass jede Person einen Beitrag leisten kann.

Letztes Jahr haben wir Schüler des Julius Echter Gymnasiums kennenlernen dürfen. Sie haben ihr Herzensprojekt „Miltenbecher“ mit einem sehr berührendem Poetry Slam vorgestellt. Das Publikum und auch wir waren begeistert von der Präsentation und dem Mindset der jungen Menschen. Wir waren uns schnell einig, dass dieses Projekt in unserer Interview-Reihe Vorausgeher nicht fehlen darf. Daher haben wir den Lehrer Jörg Giegerich, der gemeinsam mit den Schülern den „Miltenbecher“ eingeführt hat, in Elsenfeld besucht. Warum es diesen besonderen Becher gibt und warum sich ein Lehrer außerhalb des Lehrplans so stark engagiert, erfahren Sie im Interview.

 

Der Lehrer Jörg Giegerich

Er ist 42 Jahre alt, verheiratet und hat zwei Kinder. Er unterrichtet am Julius Echter Gymnasium Biologie und Chemie, ist Fachbetreuer für Biologie und seit 2 Jahren in der erweiterten Schulleitung. Er ist in Leidersbach aufgewachsen und hat in Erlenbach sein Abitur gemacht. In seiner Freizeit findet man ihn bei seiner Familie oder auf dem Tennisplatz.

Was war als Kind Ihr Berufswunsch und warum?

» Müllmann, weil ich dachte, dass sie nur einmal in der Woche arbeiten müssen. Damals im Kindergarten haben wir Kinder unseren Berufswunsch vorgestellt, Berufe wie Polizist oder Astronaut fielen häufig. Doch ich als Klein-Jörg wollte immer Müllmann werden. Meine Eltern sind auch mit mir zu den Stellplätzen von den Müllautos gefahren und haben mich hinten am Auto auf den Platz des Müllmanns gestellt. Das hat mir sehr gut gefallen.

Später in der Schule haben mir Biologie und Chemie sehr viel Spaß gemacht, daher lag es nah, diese Fächer zu studieren. Für mich war die Schule nicht immer einfach. Ich hatte sie zwar positiv in Erinnerung, jedoch war ich nicht der Vorzeigeschüler. Ich habe auch nicht vergessen, wie hart Schule sein kann, wenn man von einem Fach ins nächste wechselt. Die Umstellung im Kopf ist dabei nicht immer leicht. Doch die Tatsache, dass ich beim Studium auf Lehramt beide Fächer kombinieren konnte und ich mich nicht für ein Fach auf Diplom entscheiden musste, war für mich eine sinnige Lösung. Und so begann ich mein Studium und habe es bis heute nicht bereut.«

Wie hat sich als Schülerdasein verändert zu früher?

» Ein Schulleben heute ist viel komplexer geworden, da viel mehr Aktionen angeboten werden. Als ich Schüler war, gab es vielleicht einen Wahlkurs den man außerhalb der Schule belegen konnte. Also ging man in die Schule und hatte seine normalen Fächer, mehr nicht. Wenn man den heutigen Schulalltag betrachtet, fällt auf, dass viel mehr Austausch in Form von gemeinsamen Projekten z.B. in Musik, Kunst oder Naturwissenschaft, stattfindet. Dazu kommt auch das Thema Digitalisierung. Sowas gab es früher nicht. Da war ein Video, dass mit der V8-Kamera aufgenommen wurde, ein Highlight. Es wird mehr geboten, jedoch muss der normale Unterricht, also das Kerngeschäft der Schule, auch stattfinden. Ich fand es früher gemütlicher und heute aufgrund der Vielfalt sehr hektisch. Vielfalt ist schön, kann aber auch hektisch werden.«

 

SCHULE IST VERY TRAFFIC

Und auch aus Sicht des Lehrers ist es komplexer geworden und die Koordination der Termine eine Herausforderung. Wie es sich aus der Sicht des Schülers verändert hat, ist schwer zu sagen, da ich jetzt kein Schüler mehr bin. Ich glaube jedoch, dass durch die zusätzlichen Angebote und die Digitalisierung wir, sowohl Schüler als auch Lehrer, vor neuen Herausforderungen stehen, die geklärt und vermittelt werden müssen.«

Das Julius Echter Gymnasium ist eine MINT freundliche Schule (Digitale Schule). Können Sie uns kurz erzählen was sich hinter der Auszeichnung verbirgt?

» Die Abkürzung MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Um diese Auszeichnung zu erhalten werden der Ist-Zustand und die zukünftigen Projekte in einem Konzept zusammengefasst und eingereicht. Wir wurden vor vier Jahren das erste Mal zu einer MINT freundlichen Schule ernannt. Jetzt gibt es die neue Auszeichnung „Digitale Schule“. Bei diesem erstellen Konzept fließt vorrangig die Ausstattung der Schule ein. Weitere Punkte sind die Kontakte nach draußen, z.B. Wirtschaft. Mit unserem Konzept haben wir letztes Jahr auch überzeugt.

Diese Auszeichnungen haben den Vorteil, dass man sich mit diesen Themen auseinandersetzt und sich mehr damit beschäftigt wo wir hinmöchten. Darüber hinaus sind sie sehr hilfreich bei der Suche nach Kooperationen und Sponsoren.«

ES IST WICHTIG ZU WISSEN WO MAN STEHT UND WO MAN HIN WILL

Darüber hinaus zählt das Julius Echter Gymnasium zu den Umweltschulen in Europa. Daraus könnte man schließen, dass das Thema Umwelt und Klimawandel eine große Rolle bei den Schülern spielt. Ist das so?

» Angefangen hat es mit dem Miltenbecher. Dann kamen mit der Zeit neue Ideen von den Schülern. Ein Beispiel ist das Projekt „Grüne Engel in den Klassenzimmern“. Die „Grünen Engel“ sind Schüler, die sich um die Mülltrennung kümmern. Diese Schüler achten auch auf die Ordnung und Sauberkeit in den Klassenzimmern. Dies jedoch nicht in Form einer Umweltpolizei, sondern sie versuchen die Mitschüler zu unterstützen und in ihnen ein Bewusstsein für die Umwelt zu schaffen: Wie gehe ich sinnvoll mit dem Licht und Wasser um, wie lüfte ich richtig, wie vermeide ich das Wegwerfen von Lebensmitteln.

Und dann entstanden weitere Projektideen. Es ist so schön zu sehen, dass aus dem einen Projekt wieder was Neues entsteht. So haben wir letztes Jahr die lange Nacht der Umwelt organisiert. Die Kids haben mit externen Experten aus der Wirtschaft und Professoren Präsentationen gehalten. Themen waren u.a. erneuerbare Energien, Umweltschutz und „Was kann die Technik von der Natur lernen“. Zusätzlich hatten wir noch einen Ausstellungsraum, wo die Schüler ihre Projekte vorgestellt und regionale Unternehmen, die irgendwas mit Umwelt machen, sich präsentiert haben. An dem Tag war auch ein Graphic Recorder dabei, der visuell auf einer Leinwand die Präsentationen zusammengefasst hat.

Parallel kam auch die Idee eine Fair Trade Schule zu werden. Das eine ergibt das andere und schafft Synergien. Verschiedene Fachschaften tauschen sich aus und arbeiten gemeinsam an einem Ziel. Das schafft Verbundenheit. «

 

MILTENBECHER: NICHT REDEN, SONDERN MACHEN!!!

Wie kam die Idee zum Miltenbecher?

» 2017 war ich bei den Umwelttagen in Dillingen. Bei der Heimreise stand ich mit einem Coffee-to-go Becher am Bahnhof. Da dachte ich mir: „Jetzt kommst du von den Umwelttagen und hast einen Einwegbecher in der Hand, das kann eigentlich nicht sein.“ Daraufhin schrieb ich die Schülergruppe „Jugend präsentiert“ (Projekt an der Schule) an und fragte nach, ob sie nicht auch Lust hätten, so einen Becher, wir nennen ihn Miltenbecher, herzustellen. In wenigen Minuten habe sich ein Dutzend Kids gemeldet und wollten mitmachen. Daraufhin habe ich den Landrat gefragt, ob er uns nicht dabei unterstützen würde. Er hat mir gleich den Kontakt zu der Bäckereiinnung hergestellt. Dann ging es an die Planung. Die war am Anfang nicht so einfach. Viele Entscheidungen standen an: Aus welchem Material soll der Becher sein, welche Kosten fallen an, wo können wir den Becher bestellen, wie sehen das Logo und die Homepage aus usw. Immer Stück für Stück kamen wir der Sacher näher. Die Schüler haben sich aufgeteilt, einige haben sich um eine Facebookseite gekümmert, andere haben mehr gezeichnet oder Videos für youtube produziert. Und so ist es immer größer und größer geworden.

Im September 2017 wurde er dann auf einer offiziellen Feier vorgestellt. Die Schüler haben eine Show mit Poetry Slam vorbereitet. Seitdem haben wir auf diversen Events den Miltenbecher vorgestellt und auch Preise gewinnen können.«

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

PGRpdiBjbGFzcz0iX2JybGJzLWZsdWlkLXdpZHRoLXZpZGVvLXdyYXBwZXIiPjxwPjxpZnJhbWUgc3JjPSJodHRwczovL3d3dy55b3V0dWJlLW5vY29va2llLmNvbS9lbWJlZC9RN0NzbW14ajloVSIgd2lkdGg9IjU2MCIgaGVpZ2h0PSIzMTUiIGZyYW1lYm9yZGVyPSIwIiBhbGxvd2Z1bGxzY3JlZW49ImFsbG93ZnVsbHNjcmVlbiIgZGF0YS1tY2UtZnJhZ21lbnQ9IjEiPjwvaWZyYW1lPjwvcD48L2Rpdj4=

Wie ist das „Unternehmen“ Miltenbecher organisiert? Wie werden die Aufgaben verteilt?

» Wir haben Teammeetings, in denen auch diskutiert wird und man sich auch einigen muss. Die Kinder lernen, ihre Ideen einzubringen, jedoch nicht auf ihren Willen zu beharren und einen gemeinsamen Konsens zu finden. Das war sehr spannend zu sehen. Grundsätzlich war es jedoch sehr harmonisch, denn jeder hatte auch seine Freiheiten.«

Wie gingen die Schüler mit Rückschlägen oder Fehlentscheidungen um?

» Kinder sind sehr emotional. Ein Beispiel: Wir hatten eine Bäckerei angefragt und das Konzept zugeschickt. Wir erhielten nie eine Antwort und später haben wir erfahren, dass diese Bäckerei selbst Mehrwegbecher eingeführt hat. Dann waren die Kinder natürlich enttäuscht und sauer. Zwei Wochen später meldete sich Radeberger bei uns. Sie haben uns im Radio gehört und fanden die Idee so gut, dass sie den Miltenbecher in der Kantine in Frankfurt einsetzen wollten. Darüber haben sie sich wiederum sehr gefreut. Es gibt im Leben einfach up and downs und sie lernen dabei damit umzugehen.«

 

AUFGEBEN GIBT ES NICHT

Wie war die Reaktion ihrer Lehrerkollegen?

» Die Reaktion war recht positiv. Als Anregung kam von den Kollegen, dass wir jetzt eine Umweltschule sind, jedoch bei dem Kaffeeautomat unten in der Mensa Einwegbecher verwendet werden. Daraufhin haben wir es auch hier umgestellt. Wenn man seinen eigenen Becher verwendet kommt kein Einwegbecher raus und der Schüler würde 20 Cent sparen. Aber leider mussten wir feststellen, dass die Einwegbecher trotzdem noch stark verwendet wurden. Daher haben wir entschieden, dass jeder Schüler einen Miltenbecher bekommt und haben die Einwegbecher komplett abgeschafft.«

Was treibt Sie an mit den Schülern solche Projekte umzusetzen?

» Es ist faszinierend zu sehen, wie die Schüler das alles neben dem Unterricht auch noch machen. Und die Ideen, die dabei entstehen sind gigantisch. Man weckt die Talente in Einem, die man mit dem Unterricht nicht erreichen könnte. Sie können sich frei entfalten und die Beziehung Lehrer-Schüler wird auf eine andere Ebene gehoben, da bei den Projekten keine Noten vergeben werden. Es findet alles auf einer freiwilligen Basis statt und das macht Spaß.«

Wenn Sie einen Stundenplan nach Ihren Wünschen erstellen dürften, wie würde er aussehen?

» Realistisch gesehen, brauchen wir Noten. Man muss gewisse Dinge auch in der Schule lehren, damit die Schüler einen gewissen Fundus haben. Die Erfahrung zeigt schon, dass wenn es keine Noten gäbe, der Druck weg wäre, aber bei vielen vielleicht auch die Bereitschaft zum Lernen. Was richtig Spaß macht, sind solche Projekte wie der Miltenbecher. Idealistische Stundenpläne würden so aussehen, dass man in solchen Projekten gewisse Kompetenzen mit einbaut, die dann vermittelt werden. Aber über solche Dinge mache ich mir keine Gedanken. Es ist nun mal so. Deswegen mache ich lieber neben dem Stundenplan solche Projekte.«

Für uns sind Sie ein Vorausgeher, weil Sie Schüler motivieren und dabei unterstützen selbst aktiv zu werden, um ihre Zukunft mitzugestalten. Was können Sie zum Schluss dieses Interview unseren Lesern mitgeben, um sie zu motivieren auch ein Vorausgeher zu werden?

» Vorausgehen braucht Leidenschaft. Man benötigt einen langen Atem und muss Spaß daran haben. Es lohnt sich aber, wenn man sieht, wie es Schritt für Schritt vorangeht und feststellt wie die Schüler da mitziehen. Ich merke es aktuell bei dem Projekt GoPresent. Die ganzen Einnahmen, die wir dabei erzielen in die Digitalisierung fließen. Wir sitzen nicht da und sagen: „Stattet meine Schule aus“. Sondern wir nehmen es selbst in die Hand und ändern es. Dabei entstanden Strukturen, an die wir vorher nicht gedacht hätten. Es ist wie ein Schneeball, der immer größer und zu einer Lawine wird. Und dann ist man in einem Flow, der richtig Spaß macht.«

Möchten Sie sich im Präsentieren verbessern oder benötigen Sie ein Informationsvideo. Dann schauen Sie sich das aktuelle Projekt „GoPresent – von Schülern lernen“ des Julius Echter Gymnasiums an.

https://www.gopresent.de/

Beitrag teilen
Ihr Browser ist veraltet!

Aktualisieren Sie auf eine neuere Version, damit diese Website korrekt dargestellt wird. Browser jetzt aktualisieren

Bitte aktivieren Sie JavaScript

Um diese Webseite optimal darstellen und nutzen zu können, aktivieren Sie bitte in den Einstellungen Ihres Browsers JavaScript.